Alle Pressemitteilungen auf einen Blick

  •  2024, SHZ
    Agenturen laufen Sturm gegen Kontrollen
  • 2023, Mein Inselradio Föhr
    Inselherbst- und Winter
  • 2023, www.ftaev.de
    Die FTA-Gästebefragung 2023
  • 2023, Insulaner
    Angeregte Diskussion zum Thema Tourismus
  • 2022, SHZ
    Radwege, Blühstreifen und Nebensaison: Wohin sich der Tourismus auf Föhr enzwickelt
  • 2022, Inselboten
    So soll die Nebensaison gestärkt werden


Aus der SHZ vom 21.03.2024
Agenturen laufen Sturm gegen Kontrollen

Dachverein der Vermieter schreibt Brief an Daniel Günther Unterzeichner auf Föhr und Amrum befürchten hohe Verluste

Jörg Brökel

Wenn die Kontrollen so umgesetzt werden, verlieren wir 30 bis 40 Prozent unserer Ferienimmobilien. Dann können wir die Insel abschließen", sagt Lars Martin Thomsen. Er ist der Mitunterzeichner eines Briefes an den
Ministerpräsidenten des Landes Schleswig-Holstein, Daniel Günther. Thomsen ist der Eigentümer von „Die Wykinger — Föhr-Vermietung". Einer Agentur für Ferienwohnungen auf Föhr. Der Brief, den offiziell der
Dachverein der Föhrer Vermietungsagenturen an Günther geschrieben hat, beschäftigt sich natürlich mit den Auswirkungen, die die baurechtlichen Kontrollen des Kreises Nordfriesland zu illegalen Ferienwohnungen
haben. Denn diese neuerdings verschärften Kontrollen gegen Ferienwohnungen, die nicht zu Baurecht und B-Plänen passen, haben auf Föhr, Amrum und Sylt Verunsicherung und Widerstand hervorgerufen. Der Brief wurde in sozialen Netzwerken veröffentlicht.

Illustrer Kreis hat unterschrieben

Unterschrieben hat ihn ein illustrer Kreis von Protagonisten aus dem touristischen Umfeld auf Föhr und Amrum. Da finden sich die Unterschriften von zwei Mitgliedern des Dachvereins „Föhr Tourismus Agenturen" Robert Weber und Lars Martin Thomsen. Weiterhin unterschreiben Bernd Wigger (Handels- und Gewerbeverein Föhr), Peter-Boy Weber (Föhr-Amrumer Unternehmer e.V.), Jochen Gemeinhardt (Föhr Tourismus GmbH), Angelika Hesse (Dehoga Föhr-Amrum) und Olaf Ketelsen (Ortsverband der Handwerkerschaft Föhr). 
Alle Unterzeichner eint die Sorge, dass die verstärkten Kontrollen gegen nicht genehmigte und bisweilen auch nicht genehmigungsfähige Ferienwohnungen auf Föhr und deren drohende Schließung schwerwiegende Folgen für die Insel hätte. „Schätzungen zufolge sind allein auf Föhr zwischen 1000 und 1500 Vermietungseinheiten betroffen, was einem Drittel bis Hälfte des Vermietungsbestandes unserer Insel entspricht", schreiben die Verfasser des Briefes. Die Folgen seien erhebliche wirtschaftliche Verluste, einhergehend mit der Gefährdung von Arbeitsplätzen und der lokalen Infrastruktur. An einem Beispiel soll dem Adressaten, dem Ministerpräsidenten des Landes, die wirtschaftliche Dimension der drohenden Ferienwohnungsschließungen verdeutlicht werden. „Weil wir eine Vollbelegung in den Sommermonaten aufweisen (Juli und August 70 Prozent des Umsatzes bei fast 100 Prozent Belegung), können die Feriengäste nicht anderweitig untergebracht werden. Wir sprechen allein in den Monaten Juli und August um einen Verlust in Höhe von 9 Millionen Euro pro Jahr auf Föhr...", heißt es in dem Schreiben.
Ein wesentliches Problem stellten die kurzen Zeitspannen dar, „die uns durch die jüngst angekündigten Kontrollen bleibt", so Robert Weber und Co. Denn die Überarbeitung von Bebauungsplänen dauere erfahrungsgemäß Jahre. Auch werde das Wohnraumproblem auf den Inseln mit dem Schließen von Ferienwohnungen nicht gelöst, bezweifeln die Unterzeichner des Briefes. Man wolle gemeinsam mit allen Beteiligten tragfähige Lösungen erarbeiten „Wir sind bereit konstruktiv mitzuwirken, benötigen jedoch ausreichend Zeit und Planungssicherheit", so die Verfasser. Der angekündigte Schnellschuss des Kreisbauamtes sei der 
falsche Weg .

Vor dem Föhrer Bündnis hatten sich bereits Sylter Unternehmer und die dortige Dehoga gegen „unverhältnismäßige" Kontrollen durch das Bauamt des Kreises Nordfriesland gewandt Auch der frühere Wirtschaftsminister
und heutige tourismuspolitische Sprecher der FDP-Fraktion im Landtag, Bernd Buchholz, kritisierte die Kontrollen des Kreises und forderte ein Eingreifen der Innenministerin. Allerdings hatte das CDU-geführte Innenministerium auf Anfrage der Sylter Rundschau darauf verwiesen, dass es sich bei dem Verfahren in erster Linie um eine Entscheidung der politischen Willensbildung vor Ort handele. Das Land habe hier keine Weisungsbefugnis. Und Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen (CDU) verwies darauf, dass es „eigentlich nichts Neues ist, dass Ferienwohnungen einer korrekten Genehmigung bedürfen und nicht in jedem Gebiet gebaut werden dürfen." In reinen Wohngebieten führe das erfahrungsgemäß zu Konflikten und sei auch der Tourismusakzeptanz nicht dienlich.

Rudert der Kreis bereits zurück?

Auch beim Kreis Nordfriesland war die Sylter Kritik angekommen und stieß nicht auf ganz taube Ohren. Dort sieht man, dass die Gemeinden für die entsprechenden Planungsprozesse mehr Zeit brauchen „Um den Druck
nicht zu erhöhen, werden wir uns bei den Kontrollen deshalb in den nächsten ein, zwei Jahren auf Gebiete konzentrieren, in denen die Gemeinden ohnehin bei ihren planerischen Festsetzungen bleiben wollen", erklären Landrat Lorenzen und Kreisbaurat Jansen in einer Pressemitteilung vom vergangenen Freitag.
Lars Martin Thomsen vom Dachverein der „Föhr Tourismus Agenturen" sieht darin ein „erstes Zurückrudern des Kreises". Es sei natürlich klar, dass illegale Ferienwohnungen dicht gemacht werden müssten. Nur die
Plötzlichkeit und die Massivität des Vorgehens kann der Agenturbesitzer nicht nachvollziehen. „Über Jahrzehnte hat auf der Insel kein Hahn danach gekräht, wie sich die Ferienwohnungslage entwickelt hat", kritisiert der
41-jährige Föhrer die jetzige Situation. Aus der Staatskanzelei des Landes Schleswig-Holstein gab es auf Nachfrage unserer Redaktion gestern noch keine Reaktion zu dem Schreiben.

Folgend weitere Pressemitteilungen zum Thema Illegale Ferienwohnungen :

Hier geht es zum Schreiben an den Ministerpräsidenten Daniel Günther
ZDF Beitrag ab Minute 9:26 über den Streit um Ferienwohnungen auf Föhr
Radiobeitrag vom Inselradio mit Robert Weber über das Thema Illegale Ferienwohnungen

 

Mein Inselradio Föhr Podcast vom 25.11.2023
Inselherbst- und Winter

Beim Treffen zur Podcast Aufnahme mit (v.l.n.r Jochen Gemeinhardt, Meik Battermann, Zag Below, Stefan Gaul und Robert Weber)

In unserer vorletzten Folge dieses Jahres haben wir wieder zwei Gäste an Bord: Meik Battermann und Robert Weber! Zusammen mit Jochen Gemeinhardt, Zag Below und Stefan Gaul vom Inselradio sprechen sie über alles, was die Saison 2023 zu bieten hatte und was für die Saison 2024 wünschenswert wäre. 

Aber das ist noch nicht alles – was machen sie so in der ruhigen Jahreszeit privat am liebsten, was kommt zu Weihnachten auf den Tisch und welche festlichen Genüsse und Veranstaltungen werden zum Jahreswechsel erwartet.

Hier geht es zur ganzen Podcast Folge Watt 'n' Schnack



www.ftaev.de am 12.12.2023

Die FTA-Gästebefragung 2023

Eines der abzuleitenden Ergebnisse der zweiten Frage unserer Gästebefragung 2023, wie häufig Sie bisher Urlaub auf Föhr verbracht haben, lautet, dass 76,51 % der Teilnehmenden mehr als 3 Mal einen Urlaub auf Föhr verbrachten. Die meisten Antworten erhielt dabei die Antwortmöglichkeit der höchsten Anzahl der Föhr-Aufenthalte, nämlich Mehr als 20 Mal mit 23,89 %. Föhr profitiert von Stammgästen. Und das generationenübergreifend.

Gästebefragungen in touristischen Regionen können dazu beitragen, die Qualität der Dienstleistungen zu steigern, die Zufriedenheit der Besucher zu erhöhen, die Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern und eine nachhaltige Entwicklung des Tourismussektors zu fördern. Vor diesem Hintergrund hat sich der FTA e. V. dazu entschlossen, seine Stammgäste und selbstredend auch alle weiteren Besucher besser kennenzulernen und eine eigene Gästebefragung zu entwickeln, durchzuführen und allen Akteuren der Nordseeinsel Föhr öffentlich zugänglich zu machen.

Zu den Ergebnissen der FTA-Gästebefragung 2023



Aus dem Insulaner Ausgabe vom 22.10.2023
Angeregte Diskussion zum Thema Tourismus 

Konstruktiver Austausch zwischen Tourismusexperten: Jochen Gemeinhardt, Robert Weber, Uli Hess, Julia Carstens, Patrick Lüders und Manfred Uekermann (v.l.) Foto: Andreas Hansen

Gibt es Diskrepanzen zwischen Anspruch und Wirklichkeit?

Der Tourismus ist für die Insel Föhr nicht nur der bedeutendste Wirtschaftsfaktor, durch den ein Großteil der Einwohner Einkommen generiert – der Tourismus hat Auswirkungen auf jeden Bewohner und auf die Insel selbst. Dies nahm nun der Ortsverband der CDU Insel Föhr zum Anlass, um zu einem Erfahrungsaustausch der Hauptverantwortlichen einzuladen. Unter Vorsitz von Bürgermeister Uli Hess (CDU), nahmen im Kaminzimmer des Wyker Kurgartensaals Wirtschafts-Staatsekretärin Julia Carstens (CDU), Landtagsabgeordneter Manfred Uekermann (CDU), Jochen Gemeinhardt, Geschäftsführer der Föhr Tourismus GmbH (FTG), Patrick Lüders, Hoteldirektor des »Upstalsboom Wyk auf Föhr, und Robert Weber, Vorstandsvorsitzender des Föhr Tourismusagenturen e.V., teil. »Die aktuellen Zahlen der W.D.R. besagen, dass wir uns den Zahlen von 2019 nähern«, so Moderator Uli Hess zu Beginn der Sitzung. Wo liege der Unterschied zwischen Anspruch und Wirklichkeit, fragte er Staatssekretärin Carstens, die seit etwas über einem Jahr in Kiel im Amt und dort auch für den Bereich Tourismus zuständig ist. »Die Zahlen für 2022 sind rekordverdächtig«, sagte die 33-jährige Politikmanagerin. »Obwohl wir nicht nur mit den Folgen von Corona zu kämpfen hatten, sondern auch mit den hohen Energiepreisen und dem Arbeitskräftemangel, jammern wir meines Erachtens auf hohem Niveau.

«Schleswig-Holstein wäre eines der Top-Urlaubsländer Deutschlands. Die Tourismusstrategie dürfe sich nicht nur auf das quantitative Wachstum beziehen, sondern müsse ihr Augenmerk auf die Qualität legen. Statt sich auf Zahlen zu versteifen, müsse es eher das Ziel sein, den Trend positiv nach vorne zu bringen. Den positiven Trend konnten auch Hoteldirektor Lüders und der Vorsitzende von 25 Föhrer Vermietungsagenturen, Robert Weber, bestätigen. Die vom Tourismusverband herausgegebenen Steigerungsraten für Mai 2019 beziehungsweise Mai 2022 würde man auf Föhr deutlich übertreffen, sagte Weber. Überhaupt wäre das Jahr 2022 das Rekordjahr schlechthin gewesen. Im »Upstalsboom« würden die Zahlen des diesjährigen Sommers im Vergleich zum Vorjahr wohl gleichbleiben, konstatierte Lüders. Was jedoch enorm angezogen hätte, wären die kurzfristigen Buchungen. Dadurch würde die Planung in Sachen Wareneinsatz oder Personal oftmals erschwert.

Den steigenden Trend der kurz entschlossenen Buchungen sei bei besserem Wetter tatsächlich sofort bemerkbar, bestätigte FTG-Chef Gemeinhardt. 2022 wäre ein »Super-Jahr« gewesen. Trotz Wegfalls von Sonneneck und Marienhof hätten sich die Zahlen der Übernachtungen um vier Prozent gesteigert. Für 2023 schätze er ein Minus von fünf bis zehn Prozent im Vergleich zu 2022. Auffällig wäre, dass die Zahl der nötigen Reservierungen in der Gastronomie nicht so extrem sei wie im Vorjahr. Wegen Corona hätten 30 Prozent erstmals Urlaub auf Föhr gemacht. Maximal drei Prozent davon, schätzt er, würden wiederkommen. »Das ist alles völlig okay, wir sind auf einem guten Level.«

Der von der Insel Sylt stammende Landtagsabgeordnete Uekermann gab zu bedenken, dass der Klimawandel den Küstenschutz noch vor große Aufgaben stellen werde. Die heißen Temperaturen andernorts würden mit Sicherheit noch dazu führen, dass das Klima im Norden in Zukunft noch sehr geschätzt werden würde. Wichtig sei, dass die gute Qualität der medizinischen Versorgung erhalten bleibe. Die Rettungshubschrauber würden gut funktionieren. Insgesamt lebe man gut vom Tourismus, inklusive des Handwerks.

Von einer Zuhörerin angesprochen, sie hätte Sorge, dass man sich mit dem Zubetonieren der Insel oder dem Zubauen der Grundstücke den eigenen Ast absäge, auf dem man sitze, sagte Bürgermeister Hess, er sehe die Befürchtung mit dem Zubauen subjektiv. Schaffung von Dauerwohnungen statt Tourismus müsse das Ziel sein. Ferner wäre es wichtig, das illegale Vermieten von Ferienwohnungen zu kontrollieren. Doch warnte er, dass man sich damit nicht nur Freunde machen würde. Problematisch wäre der Inselzuschlag von 50 Prozent. Auch halte er die derzeitigen 14 Euro pro Quadratmeter für bezahlbaren Wohnraum für zu hoch. Bei den Radwegen gäbe es einen erheblichen Nachholbedarf. Da wäre in der Vergangenheit einiges verschlafen worden, nun seien die Förderanträge jedoch gestellt. Manfred Uekermann bemerkte, dass beim Kreis in Sachen Ferienwohnungen zusätzliches Personal zur Kontrolle eingestellt worden sei, doch würden die Makler bei ihm auf Sylt immer wieder neue Wege für Zweitwohnungsbesitzer kreieren.

Durchaus kreativ waren immer wieder die Wortbeiträge aus dem Publikum. Vermieter forderten eine Verbesserung der Infrastruktur, insbesondere der Marschbahn. Auch seien Autos aus anderen Bundesländern viel zu lange unterwegs. Mit Kopfschütteln würde man auf Föhr-Land beobachten, wie SUVs ins Naturgebiet fahren, den Strand und Küstenschutz kaputt machen und Naturtiere aufschrecken würden. Das Steigen des Meeresspiegels sei die logische Folge.

Staatssekretärin Carstens meinte daraufhin, dass ihres Erachtens Naturerlebnis und Naturschutz mit den Tourismus sehr gut zusammen funktionieren könnten. Auf diese Weise würden Leute hergelockt. Wichtig sei, Wertschöpfung ins Land zu holen, vorhandene grüne Energie im Land zu nutzen. Manfred Uekermann fügte hinzu, dass man Sorge tragen müsse, den Verkehr von Containerschiffen mit ihren riesigen Mengen an Treibstoff von der Region fernzuhalten. 25 Jahre nach der »Pallas«-Havarie könne es wegen Ebbe und Flut immer wieder zu Strandungen kommen.

Eine Zuhörerin forderte das vermehrte Anpflanzen von Wildblumen. Nicht nur am Kreisel, sondern auch am Sandwall. Außerdem sei die Problematik des Zubetonierens ihres Erachtens hausgemacht: Wenn Föhrer zu hohen Preisen ihre Grundstücke verkaufen würden, müsse der Käufer drei Häuser darauf bauen, damit die hohe Investition kostendeckend bleibe. Bürgermeister Hess gab an, dass man die Bepflanzungen auch für den Bau der beiden weiteren Kreisverkehre »auf dem Schirm« habe. Doch er fügte hinzu, dass selbst für das Aufstellen des Weihnachtsbaums ein Vertrag habe geschlossen werden müssen.

Ein Besucher regte an, die Vor- und Nachsaison vermehrt zu fördern, denn bei den Urlaubern zu dieser Zeit sei die Natur als Stellenwert wesentlich höher, als in den zwei Sommermonaten. Die Saisonverlängerung sei tatsächlich ein wichtiges Thema, erwiderte Jochen Gemeinhardt. Doch sei dies auch die Zeit mit den meisten Reklamationen. Familienbetriebene Unternehmen würden »auf dem Zahnfleisch« gehen. Die Folge sei, dass Urlauber in der Zeit ohne Strandkörbe, mit reduzierten Bänken und geschlossenen Läden beziehungsweise Restaurants sich als »Gäste 2. Klasse« fühlen würden. Daraufhin meldete sich ein Junggeselle aus dem Publikum, der sagte, er würde es im November häufig erleben, dass durchaus Restaurants geöffnet hätten, doch sei er um 20 Uhr oft der einzige Gast und würde mit dem Wirt allein sitzen. Die Urlauber zu dieser Zeit würden sich scheinbar damit zufriedengeben, mit einem Buch den Abend im Ferienobjekt ihrer Wahl zu verbringen. Allgemeines wissendes Nicken in der Runde …
Tatsächlich gäbe es bei den Sommern der einzelnen Jahre kaum Unterschiede. Man sei stets ausgebucht, sagte Robert Weber. Wichtig wäre es daher, Urlaubszeiten auszudehnen. So würde man in der Nebensaison Gäste mit Gutscheinen für Saunabesuche oder Elektrorädern locken. Ähnlich sah dies Hoteldirektor Patrick Lüders. Seine Restaurants seien 365 Tage im Jahr geöffnet. Auch im Winter hätte man im Hotel 250 Gäste. Neben dem Spa-Bereich würden Angebote geschaffen wie Mini-Konzerte, Lesungen, Musical-Dinners oder »Wine & Dine«. Hinzu käme im Februar und März eine Kooperation mit einem Museum. »Dazu passt unser Leitsatz: Föhr – zu jeder Jahreszeit eine Reise wert«, warf FTG-Chef Jochen Gemeinhardt treffend ein. Dies konnten sowohl die Diskutierenden auf dem Podium als auch die etwa 60 Zuhörer gut als Schlussgedanken abnicken. Wohl wissend, dass es stets ein schmaler Grat zwischen Bewahren und Verändern ist, damit der einmalige Charme und Charakter der Insel erhalten bleibt.


Aus der SHZ vom 11.08.2022
Radwege, Blühstreifen und Nebensaison: Wohin sich der Tourismus auf Föhr entwickelt
FOTO: JÖRG BRÖKEL
Volles Haus bei der Podiumsdiskussion mit Staatssekretärin Julia Carstens.

Den Besuch der Wirtschaftssekretärin Julia Carstens nahm die Föhrer CDU zum Anlass, eine Podiumsdiskussion zum Thema "Tourismus nach Corona" zu organisieren. In zirka 100 Minuten wurden viele sehr unterschiedliche Themen angerissen.
Nein, einen Förderbescheid, so wie ihr Ministerpräsident Daniel Günther vor zweieinhalb Wochen, hatte Wirtschaftssekretärin Julia Carstens nicht im Gepäck bei ihrem Besuch auf Föhr. Dafür zeigte die gebürtige Cuxhavenerin aber reges Interesse an den insularen Themen rund um den Tourismus. Über 30 Besucher hatten sich am Donnerstag, 10. August, im Kaminzimmer des Kurzentrums eingefunden. So voll war es, dass einige Besucher zeitweise stehen mussten.
Zu Beginn gab es auch einige spannende Zahlen rund um den Tourismus auf Föhr. Robert Weber saß für den Verein "Föhr Tourismus Agenturen" auf dem Podium. Er berichtete, dass laut einer Statistik seiner eigenen Agentur "Ferien auf Föhr" die Wohnungsvermietungen in diesem Jahr gegenüber 2019 um 11 Prozent gestiegen seien. "Allerdings erreich die Vermietungen nicht das Rekordniveau des Vorjahres 2022."
Über anderthalb Stunden Austausch zum Thema Tourismus auf Föhr. FOTO: JÖRG BRÖKEL

Der Direktor des Hotel Upstalsboom Patrick Lüders, der ebenfalls in der Diskussionsrunde saß, konnte keinen 2019-2023-Vergleich ziehen. "Das war ja unser erstes Jahr", erklärte Lüders. Was er allerdings im Gästeverhalten ausmache, sei die Kurzfristigkeit der Buchungen. "Heute anrufen und heute kommen, das passiert immer öfter", wusste Lüders zu berichten. Und das passiere manchmal bis zu viermal am Tag. Die Herbstbuchungen für sein Hotel lägen derzeit 20 Prozent unter denen des Vorjahres 2022.

Trotz Klinikhaus noch ein Plus von 4 Prozent bei Übernachtungen im Jahr 2022

Einen ähnlichen Trend zeigten auch die Zahlen, die Föhr Tourismus GmbH-Chef jochen Gemeinhardt ausbreitete. Trotz des Aus für die Kliniken Sonneneck und Marienhof in den vergangenen Jahren hätte man 2022 ein Übernachtungsplus von vier Prozent verzeichnen können. "Dabei sind uns durch die Klinikschließungen 80.000 Übernachtungen weggefallen", so Gemeinhardt, "in diesem Jahr werden wir auf ein Minus von fünf bis zehn Prozent Übernachtungen gegenüber dem Vorjahr kommen".

 

Viele Zahlen und Fakten: Podiumsdiskussion zum Tourismus auf Föhr mit (v.l) Jochen Gemeinhardt (FTG), Robert Weber (Föhr Tourismus Agenturen), Uli Hess (Bürgermeister Wyk und Moderator), Julia Carstens (Wirtschafts-Staatssekretärin Schleswig-Holstein), Patrick Lüders (Hotel Upstalsboom), Manfred Ueckermann (CDU-Landtagsabgeordneter von Sylt). FOTO: JÖRG BRÖKEL

Gästeverhalten hat sich verändert

Auch habe sich das Ausgabeverhalten der Gäste verändert, so Gemeinhardt weiter. Es werde mehr gekocht in den Quartieren. Die vollen Supermärkte seinen ein Indiz dafür.
Der Landtagsabgeordnete Manfred Uekermann ging ein Stück weg von den Zahlen. Er sehe in Zukunft mehr Gäste für den Tourismus im Norden und auf den Inseln. Schließlich sorgten Waldbrände und Temperaturen über 40 Grad in Südeuropa dort für schwierige Situationen: "Das tun sich die Leute nicht mehr an." Auf kritische Nachfragen hin musste der CDU-Mann allerdings seine Aussagen präzisieren. Er sei natürlich nicht für den Klimawandel, sondern wolle nur die Folgen klar und nüchtern darstellen.
Bürgermeister Uli Hess, der die Diskussion leitete, lenkte den Fokus ebenfalls weg von den reinen Daten. Eines seiner Themen war die Infrastruktur und der Wohnungsbau auf Föhr.

"Bei den Radwegen gibt es Defizite. Da brauchen wir gar nicht drum herumreden."
Uli Hess
Bürgermeister Wyk

Wie kann Wohnraum günstiger werden?

Derzeitige Neubauplanungen sehen den in Wyk entstehenden Wohnraum bei einem Quadratmeterpreis von 14 Euro. "Das ist als nicht bezahlbar zu verstehen", so Hess. man müsse für Dauerwohnraum neue Wege gehen: Serielles bauen könne das Wohnen auf der Insel günstiger machen. Denn bezahlbarer Wohnraum sei wichtig. Nicht nur für die Insulaner, sondern auch für die dringend benötigten Fachkräfte.

Gespanntes Zuhören: (v.l) Uli Hess, Julia Carstens, Patrick Lüders und Manfred Uekermann. FOTO: JÖRG BRÖKEL

Viel Zustimmung erntete Merret-reicht’s-Frau Petra Kölschbach mit ihrer Forderung, den Kreisverkehr zum Gewerbegebiet anders zu gestalten. Kölschbach sagte, "Dieser Kreisel schreit nach Wildblumen." Dazu entgegnete Hess: Eine Neugestaltung des angesprochenen Kreisverkehres werde erst dann in Angriff genommen, wenn die beiden anderen Kreisverkehre gebaut seien. Diese sollen die Ampelkreuzungen in Wyk ersetzen sollen.

Förderungen für insektenfreundliche Begrünung durch das Land

Staatssekretärin Julia Carstens hatte dann auch noch ein kleines Umwelt-Schmankerl dabei. Es gebe eine neue Richtlinie des Landes, Hotels und Gastronomien bei insektenfreundlichen Begrünungsprojekten zu unterstützen: "Dabei können bis zu 80 Prozent der Kosten mit Landesmitteln gefördert werden", sagte die Politikerin. Und auch zur Infrastruktur äußerte sie sich. Die Elektrifizierung der Marschbahn werde kommen. "Aber es dauert einfach alles länger", erklärte sie.

Mehr Gäste in der Nebensaison braucht gute Abstimmung

Natürlich wurde auch mal wieder die Frage erläutert, wie viel Tourismus die Insel verträgt. Peter Schaper, Stadtvertretungsmitglied der SPD und Gastronom, forderte mehr in die Nebensaison auszuweichen und dort auch mit Werbung Gäste zu gewinnen. Tenor war es, dass, wenn es eine solche Erweiterung geben solle, es eine gute Abstimmung aller Tourismus-Akteure geben müsse.

Patrick Lüders vom Upstalsboom wusste von Wintergästen zu berichten, die in der Stadt Wyk kaum geöffnete Läden gefunden hätten. Demgegenüber erklärte Stefan Wriedt im Zuschauerraum, dass er im November allein mit dem Wirt im "Glücklichen Matthias" gesessen hätte.

Die muntere Diskussion gab der Staatssekretärin Julia Carstens wahrscheinlich einen tiefen Einblick in die insularen Interessen und Befindlichkeiten. Und Vorlieben: Denn zum Schluss wurde ihr vom CDU-Ortsvorsitzenden Bernd Flor eine Flasche Manhattan überreicht.



Aus dem Inselboten vom 05.09.2022, Seite 08:
So soll die Nebensaison gestärkt werden
Föhr-Tourismus GmbH und die Föhr-Tourismus-Agenturen machen gemeinsame Sache
Jonas Bargmann

WYK Die Föhr-Tourismus GmbH (FTG) und die Föhr-Tourismus-Agenturen (FTA) wollen einen tieferen Einblick in die Vermietungslage auf Föhr erhalten. Noch in diesem Jahr soll ein Treffen stattfinden, zu dem alle Vermieter der Insel eingeladen sind. Welche Herausforderungen gilt es auf Föhr mit Blick auf die bevorstehenden Monate zu meistern? Wie sieht die Buchungslage in den Herbst- und Winterferien aus und wie lief die bisherige Urlaubssaison? All das sind wichtige Themen, zu denen sich die Föhr Tourismus GmbH (FTG) und die Föhr Tourismus Agenturen (FTA) künftig austauschen wollen. „Neben den Zahlen aus der Meldescheinstatistik und unserer Gästebefragung sind Rückmeldungen und Gespräche mit Vermietern für uns unverzichtbar, um einen tieferen Einblick in die Vermietungslage auf Föhr zu erhalten“, wird FTG Geschäftsführer Jochen Gemeinhardt in einer Pressemitteilung zitiert. Weiter heißt es: „Wir freuen uns, dass wir uns mit dem FTA als kompetenter Vertreter der Agenturen so offen und konstruktiv austauschen können.“ Im Mittelpunkt stehe die Energiekrise infolge des Ukraine-Kriegs. „Sie bringt für Gäste, Vermieter und andere Leistungsträger nach der Corona-Pandemie neue Unsicherheiten mit sich“, betonen Gemeinhardt sowie die beiden neu gewählten FTA-Vorstände, Robert Weber und Lars Martin Thomsen, unisono. Diese aktuellen und künftigen Herausforderungen gelte es, gemeinsam anzugehen.

 Wollen künftig stärker zusammenarbeiten: Die beiden Vorstandsmitglieder der FTA Föhr Tourismus Agenturen, Lars Martin Thomsen (von links) und Robert Weber, sowie der Geschäftsführer der Föhr Tourismus GmbH, Jochen Gemeinhardt. Foto: Föhr Tourismus GmbH/Anna Preißler


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